Die Legende hat es immer gegeben: Junge Männer, Phantome, die vom Kreiswehrersatzamt übersehen und vergessen wurden. Keine Musterung, kein Wehrdienst, keine mühselige Verweigerung, keine quälend lange Zeit als Zivilsdienstleistender ableisten. Welch ein Glück! Volker Winterberg ist so ein Gesegneter. Eigentlich. Denn während tausende Schulabsolventen ihn um diese Fügung beneidet, vielleicht sogar einen Umzug nach Berlin auf sich genommen hätten, ruft Volker beim Kreiswehrersatzamt an und fragt, wann er denn mal zur Musterung vorbeikommen könne. Das hatte der Beamte vor Ort auch noch nicht erlebt.

So landet Hilmar Klutes Protagonist dann doch noch auf einer Zivildienststelle in einem Seniorenheim, wo er auch prompt voll in die Arbeit als Altenpfleger einsteigen soll. Hiermit, und vor allem mit dem Umgang seiner Kolleg*innen mit den Bewohner*innen nicht einverstanden, gerät er wieder und wieder mit ihnen und der Heimleitung in Konflikt.

Dadurch hat er zu den meisten seiner Mitarbeiter*innen keine gute Beziehung. So wissen diese zum Großteil auch nichts von seinem Hobby: dem Gedichteschreiben. Während eines ereignisreichen Kurzaufenthaltes in Paris schreibt Volker sein bislang bestes Gedicht, das ihm eine Einladung zu einem Literaturworkshop nach West-Berlin einbringt. In der geteilten Stadt lernt er andere (Nachwuchs-)Schriftsteller, das Nachtleben und Katja kennen, von der er sofort fasziniert ist. Fortan mäandert Volkers Leben zwischen dem heimischen Ruhrgebiet, wo sich eine Freundschaft zu Hugo Ernst Käufer entwickelt und er mit dem Zivildienst zu kämpfen hat, Berlin und seinen Gefühlen für Katja, und seiner Fantasie- und Traumwelt, in der es immer wieder zu Begegnungen mit bedeutenden Schriftsteller*innen Nachkriegsdeutschlands kommt.

Das Seniorenheim, in dem Volker seinen Dienst ableistet, wird als „Altenheim am Glockenberg“ bezeichnet. Ein solches existiert zwar in Essen, jedoch ist Volkers Lebensmittelpunkt und der seiner Kolleg*innen eindeutig als Bochum zu identifizieren, sodass hier der Verdacht naheliegt, es könnte sich beim Schauplatz der Handlung um das leicht verfremdete Seniorenheim am Glockengarten in Altenbochum handeln.

(pb)

Klute, Hilmar: Was dann nachher so schön fliegt. Berlin: Galiani 2018.

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