Der Autor Jochen Meier arbeitete ab 1948 als Bergmann im Ruhrgebiet. Geboren in Leipzig verweigerte er sich der Notdienstleistung der Hitlerjugend und wurde inhaftiert. Der Angriff auf Dresden ermöglichte ihm die Flucht und den Eintritt in die amerikanische Armee. Erst mit seiner Arbeitslosigkeit 1979 durch Zechenschließung begann er mit dem Schreiben. Er war Mitgleid des Werkkreises Literatur der Arbeitswelt. Es folgt eine Leseprobe aus seinem Roman Der Einfahrer.

Meist wußte man es schon einen Tag vorher. Dann begann an dem Betriebspunkt, den die Bergehörde befahren wollte, eine hektische Betriebsamkeit. Schon die Nachtschicht wurde dafür eingesetzt, es wurde gesäubert und gesichert, aufgeräumt und Fahrwege in Ordnung gebracht. Nicht, daß es mich störte, dieses Wissen um den Besuch. Trotzdem, merkwürdig war es schon. [...] Ja, alle gegen die Vorschriften. Da holt ihr Leute hierher, die ihr noch gar nicht anlegen durftet. Ich habe neulich die Paragraphen in der Bergpolizeiverordnung gesucht, auch gefunden. [...] „...darf nur angelegt werden, wer die Anweisung in deutscher Sprache entgegennehmen und sich auch in dieser Sprache verständigen kann. Wie geht's in Wirklichkeit zu? Die armen Kerle kommen auf grandiose Versprechungen hin hierher, werden paar Tage herumgeführt, Unterricht, daß ich nicht lache, dann ab vor Ort. [...].“

(ne)

Meier, Jochen: Der Einfahrer. In: Toffte Kumpel. Bergarbeiterdichtung heute. Hrsg. v. Thomas Rother. Essen Klartext-Verlag, Reihe R 1984, S. 78-80.

http://www.lwl.org/literaturkommission/alex/index.php?id=00000003&letter=M&layout=2&author_id=00001426 (Letzter Aufruf: 15.03.2016, 14:05 Uhr)

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