Als es auf einer Bohrinsel im Atlantik zu einem Zwischenfall kommt, verliert Waclaw mit Mátyás nicht nur einen Kollegen, sondern seinen besten und einzigen Freund. Waclaw muss sich auf den Weg machen, den Hinterbliebenen die Hinterlassenschaften des Freundes zu übergeben. Nachdem er dies hinter sich gebracht hat, stellt sich heraus, dass er nicht auf die Bohrinsel zurückkehren kann.

Stattdessen begibt er sich auf eine Reise durch halb Europa und auch durch die Vergangenheit, die Trauer über seinen Verlust immer im Gepäck.

In Italien trifft er Alois, einen alten Bekannten seines Vaters. Alois ist, wie Waclaws Vater auch, Bergmann auf Prosper Haniel in Bottrop gewesen, doch während der Vater im Ruhestand an der Silikose gestorben ist, kann Alois seinen Lebensabend in den Bergen verbringen. Waclaw verweilt einige Tage bei dem alten Freund, bis er beschließt, seinen Weg in die Heimat aus Kindertagen fortzusetzen. Hierfür stellt Alois ihm einen Wagen zur Verfügung, bittet ihn allerdings im Gegenzug, eine Brieftaube mit ins Ruhrgebiet zu nehmen, auf dass sie den Weg zurück zu ihm finde.

Doch schon für Waclaw ist der Weg länger als gedacht: Unterwegs gabelt er ein älteres polnisches Paar auf, welches er in deren Heimat an der Ostsee fährt. Etliche Umwege und Begegnungen später erreicht er das inzwischen sehr veränderte Bottrop und beginnt dort den Aufstieg auf die Halde Haniel, aus deren Amphitheater, so sein Plan, die Taube ihrerseits den langen Heimweg gen Süden antreten soll.

(pb)

Kampmann, Anja: Wie hoch die Wasser steigen. München: Hanser 2018.

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