In den 30er Jahren suchte sich das Chemie-Unternehmen IG-Farben die Stadt Marl als Produktionsstandort von synthetischem Kautschuk aus. Grund hierfür war die gute Wasserversorgung durch die Lippe, an welche das Wasserwerk 1938 gebaut wurde, um das entnommene Wasser für das Unternehmen aufzubereiten.

Durch neue Technologien, welche die Mehrfachnutzung des Wassers möglich machten, wurde das Wasserwerk schließlich nutzlos und 1998 stillgelegt. Der Künstler Herman Prigan gestaltete die leerstehende Anlage zum Landschaftskunstprojekt Wasserstände um. Die Pumpen, die das Überfluten des Geländes verhinderten, wurden abgeschaltet und je nach Wasserstand versinkt das Wasserwerk oder taucht wieder auf. Dadurch soll die Rückeroberung industrieller Orte durch die Natur symbolisiert werden. Damit trifft es eines der zentralen Motive des Lyrikers Jürgen Brôcan, der 2012 in seinem Lyrikband ein Gedicht über das Wasserwerk veröffentlichte:

"Wasserwerk

Im schmalen Zweistromland von Kanal und Fluß Halt genug
für den flüchtigen Auftritt der Flüße,
wo die Träger, Pfeiler, Hallen ins Wasser gehen:

ihr Wegsacken, Kippen in den maroden Glanz
langsamer als der Schweiß über die Blaumänner tropfte,

ein ausgeweidetes Skelett, Marl, der Windhalm, fällt ein [...]" (S. 10)

(ck)

Brôcan, Jürgen: Antidot. Berlin: Edition Rugerup, 2012.

www.marl.de

www.metropoleruhr.de

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