Eines Tages steht ein völlig fremder Mann im Garten des Journalisten Thomas Koch. Er zeigt Thomas das Foto einer jungen Frau und stellt ihm ein paar Fragen dazu. Dann verschwindet er scheinbar spurlos.

Wenig später stolpert Thomas bei der Arbeit über eine Meldung der Polizei: Man hat im Dortmunder Hafen unweit der Anlegestelle des Ausflugsdampfers „Santa Monica“ eine Frauenleiche gefunden, welche bislang nicht identifiziert werden konnte. Doch Thomas erkennt sie direkt. Anstatt sein Wissen mit der Polizei zu teilen, beginnt er seine Recherchen, um herauszufinden, was es mit der Toten auf sich hat. Dabei kommt er auch mit den polnischen Migranten in Berührung, die Ende der 1980er Jahre zahlreich ins Ruhrgebiet strömen.

Da seine Zeitung tendenziell positiv über diese berichtet, werden er und seine Frau in ihrer Vorstadtsiedlung zunehmend ausgegrenzt:

„Sie hatten ein Leben lang für ein Häuschen und sein notwendiges und überflüssiges Inventar geschuftet, und das alles sahen sie jetzt bedroht, nur weil ein paar arme Schlucker aus Polen in ihrer Nähe eine Notunterkunft bekommen sollten. Sie fürchteten um ihren Besitz und vielleicht sogar ihr Leben. Man könnte darüber lachen, wenn das nicht so schlimm wäre. [...] Früher geiferten sie gegen die Türken, die ins Land strömten, nun sind die Türken über Nacht vergessen, und Haß und Mißgunst richten sich gegen die Neuankömmlinge, so ist das in Deutschland.“

Ein Thema, das seit dem Jahr 2015 aktueller kaum sein könnte.

(pb)

Grün, Max von der: Springflut. Frankfurt am Main: Luchterhand 1990.

Zitat nach S. 59-60 der Erstausgabe mit freundlicher Genehmigung des Pendragon-Verlags, bei dem eine zehnbändige Werkausgabe von Max von der Grün erschienen ist.

Link zur Karte