Im Zentrum von Hermann Schulz’ Jugendroman Sonnennebel steht der 15-jährige Alfred „Freddy“ Halstenbach. Da Freddy während des Zweiten Weltkrieges seine Eltern verloren hat, seinen Vater an der Front, vielleicht tot, vielleicht in Gefangenschaft, seine Mutter an eine Krankheit, lebt er nun, zehn Jahre nach Kriegsende, bei seiner Tante Emma in Rheinkamp, das im westlichen Ruhrgebiet liegt und heute zweigeteilt zu Moers und Duisburg gehört.

Freddy schlägt sich in seinem Alltag mit den üblichen Problemen eines Jugendlichen herum: Stress mit den Lehrern, Ärger zu Hause, erste Liebe, erster Sex und erste herbe Enttäuschungen. Aber auch typische Ruhrgebietsmotive finden regelmäßige Erwähnung: So beherbergt Freddys Tante Emma diverse Kostgänger der nahegelegenen Zeche, unter denen Freddy regelmäßig väterliche Freunde findet. Zudem ist er selbst in einen zwielichtigen Gebrauchtschuhhandel für Bergleute verwickelt. Ein weiteres zentrales Thema ist die Brieftaubenzucht, der Freddy leidenschaftlich anhängt, bis es zu einem Zwischenfall mit einem Lehrer kommt. Der Zucht verdankt der Roman auch seinen Titel: Im Sonnennebel, der häufig im Frühling und Sommer auftritt, verlieren Brieftauben die Orientierung, erklärt die der Erzählung vorangestellte Erläuterung.

Viele der im Text genannten Orte lassen sich auch heute noch in Moers und Umgebung finden, so zum Beispiel die Lintforter Straße, in der Freddy und Emma ihr Haus haben. Ein besonders schöner Ort ist allerdings das Schloss Bloemersheim in Neukirchen-Vluyn. Dorthin verschlägt es Freddy mit seiner Freundin Cornelia. Zufällig treffen sie dort die Baronin von der Leyen, die Schlossherrin, von der Freddy direkt angetan ist. Sie lädt die beiden dazu ein, sie in Zukunft noch einmal zum Kaffeetrinken zu besuchen, da die Sympathie offenbar auf Gegenseitigkeit beruht. Doch dazu wird es nicht mehr kommen.

(pb)

Schulz, Hermann: Sonnennebel. Hamburg: Carlsen 2000.

Link zur Karte