Im Jahr 1963 wurde der bis dato eher unbekannte Schriftsteller Max von der Grün mit seinem Roman Irrlicht und Feuer einer größeren Öffentlichkeit bekannt. In diesem Roman prangert von der Grün die schlechten Arbeitsverhältnisse der Kumpel unter Tage an. Die Hauptfigur ist der Bergmann Jürgen Fohrmann, der in der fiktiven Zeche Abendschein bei Dortmund arbeitet und ansonsten ebenfalls ein gewöhnliches Leben führt: Er ist verheiratet, wohnt in einem noch nicht abbezahlten Eigenheim in der Zechensiedlung, versackt ab und zu im Wirtshaus und genießt die Fußballübertragungen im Radio. Während Fohrmann und seine Frau Ingeborg in der Gegenwart auch mit Arbeitsplatzwechseln und Arbeitskampf nicht zufriedener werden, dokumentiert der Roman auch die Vergangenheit der Figuren. Fohrmann selber hat eigentlich eine kaufmännische Ausbildung und kam nach der Kriegsgefangenschaft im Bergbau unter. Er kümmert sich nebenher um Karl Borowski, der ein traumatisierter KZ-Ãœberlebender ist und später seinen KZ-Peiniger – Viktor Polenz – wiedertrifft. Auch die deutsch-deutsche Geschichte spielt eine Rolle: Fohrmann trifft an einem Bahndamm eine Frau und versäumt ihretwegen die Schicht. Die Frau stellt sich später als DDR-Flüchtling heraus, ihr Mann sitzt in Bautzen im Gefängnis.

Insgesamt lassen sich die Roman-Schauplätze kaum verorten. Der Roman funktioniert eher wie eine Milieustudie, die sich auf das ganze Ruhrgebiet beziehen könnte. Nach einem eskalierten Streitgespräch mit dem Betriebsrat sucht Fohrmann den Geschäftsstellenleiter auf, der aber sagt, er könne nichts für ihn tun, weil Fohrmann Mitglied in der „falschen&ldquo Gewerkschaft sei. Nämlich nicht in der IG Metall für seinen neuen Arbeitsplatz, sondern immer noch in der IG Bergbau. Ob es sich bei der Geschäftstelle der IG Metall wirklich um die am Dortmunder Ostwall handelt, ist nicht sicher.

(lh)

Grün, Max von der: Irrlicht und Feuer. Essen: Klartext 2007 [1963].

Max von der Grün (letzter Aufruf: 15.10.2016, 12.33 Uhr)

Irrlicht und Feuer (letzter Aufruf: 15.10.2016, 12.34 Uhr)

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