Ursula Wölfel erzählt in ihrem Jugendbuch Ein Haus für alle die Geschichte von den Geschwistern Dana und Leo, die am Anfang des 20. Jahrhunderts im Mühlviertel in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie sehr ländlich aufwachsen, sich dann aber nach mehreren Begegnungen mit Anhängern der Wandervögel und Freideutschen Jugend, aufmachen, um ihr Glück im Ruhrgebiet zu suchen.

Unangemeldet stehen sie 1921, inmitten von Wirtschaftskrise und Inflation, bei Rike in Hamborn vor der Tür, welche sie mit ihren Wandervögelfreunden im österreichischen Hochtal kennengelernt hatten. Zwei Jahre später heiraten Dana und Paul, der ebenfalls zu der Wandervögelgruppe gehörte. Sie ziehen in die Bayernstraße, direkt an den Jubiläumshain, der zu Ehren der Silberhochzeit des Kaisers errichtet wurde. Sie bekommen drei Kinder, Georg, Nora und Robert, und Danas Träume von einem besseren Leben scheinen sich zu erfüllen.

Doch mit der Machtergreifung der Nazis ändert sich auch für sie alles: Paul macht eine steile Karriere bei der SS und die Ideologie der Nationalsozialisten lässt sich nicht mit seiner Familie, insbesondere seinem jüngsten Sohn Robert, vereinen. Denn Robert, von allen nur Robbi genannt, scheint eine Entwicklungsstörung zu haben. Laufen und Sprechen fällt ihm schwer, und er wächst ungewöhnlich langsam. In den nächsten Jahren verschlägt es Paul beruflich nach Berlin und München und er besucht seine Familie, vor allem wegen Robbi, nur noch selten. Über einen Mittelsmann lässt er ihn schließlich in ein Heim bringen.

Als kurze Zeit später Gerüchte über graue Busse die Runde machen, die ausgewählte Kinder aus Heimen abholen und nicht wieder zurückbringen, sieht Dana sich mit dem Wahnsinn der Nationalsozialistischen Rassenhygiene konfrontiert.

(pb)

Wölfel, Ursula: Ein Haus für alle. Stuttgart: Hoch 1991.

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