Deutschland zu Beginn der 1920er Jahre: Die Republik steckt aufgrund der aus dem Ersten Weltkrieg resultierenden Reparationszahlungen an die Alliierten in einer tiefen Krise. Die zu zahlenden Beträge übersteigen das Machbare erheblich, weshalb die Regierung fleißig neues Geld drucken lässt. Die Folge: Hyperinflation. Die Nullen auf den Geldscheinen werden jeden Tag mehr, während das Essen auf den Tischen der Arbeiter täglich kärger ausfällt. Die Mark ist einfach nichts mehr wert.

In dieses Klima kommt zu Beginn von Hans Marchwitzas Roman Die Kumiaks eine Familie mit eben diesem Namen, die aus Schlesien ausgewandert ist, da Familienoberhaupt Peter Kumiak nicht länger sein Dasein als einfacher Knecht fristen will. Lieber möchte er sein Glück als Bergmann suchen.

Marchwitza nennt zwar den Namen der Stadt, in die die Kumiaks kommen, nicht beim Namen, allerdings deutet er in den Nachfolgebänden Die Heimkehr der Kumiaks und Die Kinder der Kumiaks mit „die Ruhrstadt H . . . n“ an, dass es sich wohl um Herten handelt. Dort findet die Familie bei Marie, der Schwester von Frau Kumiak, welche zudem ein paar Kostgänger beherbergt, ein Dach über dem Kopf. Zudem besorgt Peters Schwager ihm eine Anstellung in der nahen Zeche.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommt Peter Kumiak mit der körperlich aufreibenden Arbeit auch einigermaßen zurecht, doch das verdiente Geld reicht hinten und vorne nicht für eine eigene Wohnung. Die beengte Situation in Marias Wohnung sorgt immer wieder für Reibereien und am Horizont warten bereits weitere Schwierigkeiten: Die verschiedenen Arbeiterverbände, sowohl kommunistische als auch nationalistische, versuchen den naiven Peter Kumiak für ihre Sache zu gewinnen, wodurch er zwischen die Fronten und immer wieder in unangenehme Konfrontationen gerät.

Als wäre dies alles noch nicht genug, beginnen die Franzosen im Januar 1923 mit der Besetzung des Ruhrgebiets: Französische Truppen übernehmen die Städte des Ruhrgebiets, um so die Kontrolle über die Montanindustrie zu erlangen. Auf diese Weise will sich Frankreich Ersatz für die ausbleibenden Reparationszahlungen verschaffen.

Auch die Zeche, auf der Peter Kumiak einfährt, wird besetzt. Die Arbeiter reagieren, unterstützt von der eigenen Regierung, vorerst mit passivem Widerstand. Doch dabei bleibt es nicht: Als Karuleit, einer von Maries Kostgängern, eine für die Zeche und deren Kohletransporte wichtige Brücke sprengt, gerät auch Peter Kumiak, aufgrund seiner Verstrickungen in die verschiedenen Arbeiterverbände, unter Verdacht. Es droht die Todesstrafe.

Marchwitza nennt zwar auch bezüglich der Zeche keinen Namen, jedoch spricht manches dafür, dass es sich bei der Zeche um die Zeche Ewald in Herten oder die Zeche Unser Fritz im Herner Nordwesten, direkt an der Grenze zu Herten, handelt. Letztere lag unmittelbar am Rhein-Herne-Kanal, über den die Brücke wahrscheinlich führte, die Karuleit gesprengt hat.

(pb)

Marchwitza, Hans: Die Kumiaks. Roman. Zürich: Büchergilde Gutenberg 1934.

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