Bild: Ingenbleek Photography

„Werner und seine jüngere Schwester leben im Kinderhaus, einem zweistöckigen, verklinkerten Waisenhaus in der Viktoriastraße, dessen Räume vom Husten kranker Kinder und dem Schreien Neugeborener widerhallen. In ramponierten Truhen schlummern die letzten Besitztümer verstorbener Eltern, ausgebesserte Kleider, angelaufene Familienbestecke, verblichene Ambrotypien von Vätern, die von Schächten verschluckt wurden. Werners früheste Jahre sind die magersten. Draußen vor den Toren der Zeche streiten sich Männer um Arbeit, Hühnereier kosten zwei Millionen Reichsmark pro Stück und das rheumatische Fieber streicht wie ein Wolf ums Kinderhaus.“ (S.35)

So wird in Rückblende die Kindheit von Werner Hausner, einem der Protagonisten aus Alles Licht, das wir nicht sehen beschrieben. Der Roman des amerikanischen Schriftstellers wurde 2014 unter dem Titel All the Light We Cannot See veröffentlicht und noch im selben Jahr u.a. ins Deutsche übersetzt. Der Roman ist mehrfach prämiert – u.a. mit dem Pulitzerpreis für fiktionale Texte 2015. Verwoben werden die Geschichten der blinden Marie-Laure aus Frankreich und der Waisen Werner und Jutta, die in der Nähe der Zeche Zollverein leben. In den Rückblenden sind die Protagonisten Kinder – bereits gezeichnete Kinder – während der Besetzung Frankreichs durch Nazideutschland.

Werner wird wegen seines außergewöhnlichen technischen Talents von der Wehrmacht entdeckt und zum Ausspionieren des Feindes eingesetzt. Angesichts der Begegnung mit der blinden Marie-Laure, die mit ihrem Vater nach St. Malo geflüchtet ist, wächst Werner über sich selbst hinaus und beweist Zivilcourage.

(Gabi Eichfeld & lh)

Doerr, Anthony: Alles Licht, das wir nicht sehen. Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. München: C. H. Beck Verlag 2014. [Originalausgabe: ders.: All the Light We Cannot See. London: Fourth Estate 2014.]

Anthony Doerr (letzter Aufruf: 18.10.2016, 17.26 Uhr)

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