In Heinrich Bölls Roman Ansichten eines Clowns geht es um einen Tag im Leben des Clowns Hans Schnier, der unter Liebeskummer, Geldnot und dem beruflichen Scheitern leidet. Die ironische, bisweilen zynische ErzĂ€hlung aus der Sicht des Protagonisten enthĂ€lt zahlreiche RĂŒckblenden, unter anderem zu Schniers Kindheit und Jugend als Sprössling einer ebenso reichen wie verlogenen Braunkohle-Dynastie. Mit der Ankunft am Bahnhof in Bonn, Schniers Heimatstadt, beginnt die eigentliche ErzĂ€hlung. Gleich zu Anfang berichtet Schnier jedoch von einem katastrophalen Auftritt in Bochum am Vorabend: Auf der BĂŒhne eines Vereinsheims rutschte der Clown bei einer Chaplin-Nummer unglĂŒcklich aus und verletzte sich am Knie. Das Publikum bedachte ihn mit der Höchststrafe fĂŒr einen Komiker: „[...] es gab nicht einmal Pfiffe, nur mitleidiges Geraune“ (S. 13 f.). In den Zeitungen hagelt es Verrisse, Schniers „Manager“ empfiehlt dringend, die bereits im Abstieg befindliche Karriere erst einmal auf Eis zu legen, da die Reputation des Clowns vollstĂ€ndig ruiniert sei.

Zwar kommt Bochum die Rolle als dramaturgisch wichtiger Schauplatz zu, dennoch fĂ€llt die Beschreibung der Stadt (im Gegensatz zu Bonn) sehr spĂ€rlich aus. Weder das Vereinsheim noch die Pension, in der Schnier „großartig, tief“ schlĂ€ft und von einem „schweren BĂŒhnenvorhang“ trĂ€umt, „der als ein weiches, dickes Leichentuch ĂŒber mich fiel wie eine dunkle Wohltat“ (ebd.), werden genau verortet. Am Tag darauf fĂ€hrt der tragische Clown mit der Straßenbahn zum Bochumer Bahnhof und steigt dort in den Zug nach Bonn.

Philipp Kampschroer

Heinrich Böll: Werke. Kölner Ausgabe. Band 13. Herausgegeben von Árpåd Bernåth © 2004 by Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln

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